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"Containertagebuch 16 a"
Berichte |
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10.1.2016 |
Liebe Fans, |
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Bericht Flüchtlingszuflucht |
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Die Nacht vom 8.1.2016 ist unsere 50. Nacht in Folge, :-) die wir in der Zuflucht verbringen. Es sind wieder HelferInnen von weit her angereist, um hier die Nachschicht an der Seite der hiesigen zu wuppen. Heute sind es 93 km von HH hierher. Gestern kam eine Helferin aus 220 km Entfernung. Danke allen, die ermöglichen, dass wir nachts Flüchtlinge vom Bahnsteig holen und in warmen Räumen mit frisch gekochtem Essen, heißem süßen Tee, Obst, Keksen, Datteln, Schokolade, Brot, Margarine, Marmelade, Zahnbürsten, Zahnpasta, Duschgel, Kämmen, Rasierern, Unterhosen, BHs, Socken, Handschuhen, dicken Jacken, festen Schuhen, warmen Babyoveralls, Babynahrung, Windeln, … und sicheren, sauberen kuscheligwarmen Schlafplätzen versorgen können. | ||||
Heute ging es früh los
– schon vor dem offiziellen Start um 23.46 Uhr liefen mir – oder ich
ihnen – eine Gruppe zitternde Menschen auf dem Bahnsteig über den Weg.
Zwei bibbernde junge Männer mit einem zitternden kleinen Mädchen auf
dem Arm. Zwei zitternde junge Frauen mit noch einem frierenden kleinen
Kind auf dem Arm. Drumrum drei kleine bis mittlere Jungs, die sich
durch Umherlaufen und Faxen machen warm halten. Also nix wie hoch in
die Zuflucht, den Deckenrucksack holen, dicke Jacken, ein Paket
Datteln, Wasser in die Tasche und wieder runter. Als erstes hole ich
das zitternde kleine Mädchen in einen warmen Kinderschlafsack. Es hebt
den Kopf von der Schulter des genauso zitternden Mannes und guckt mich
scheu an. Ein über und über mit verschorften Narben übersätes
Gesichtchen wendet sich mir zu. Die Kleine hat Windpocken und gehört in
ein warmes Bett. Die Männer freuen sich über die warmen Jacken. Die
Frauen über das Wasser und die Datteln. Alle gucken dankbar. Eine
gemeinsame gesprochene Sprache sprechen wir nicht. Eine junge Spanierin, die ein wenig Persisch spricht, packt überraschend eine gerade gekaufte (der Kassenzettel flatterte zu Boden) Riesenpackung feinster Pralinen aus der Einkaufstasche und reicht sie großzügig rüber. Sie ist in Nullkommanix leergegessen. Das sieht nach Schmacht aus. Dann kommt auch schon der Anschlusszug. Gute Fahrt! |
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Der 23:46er Zug – eigentlich durchgehend von Göttingen nach Hamburg, beschert uns 19 Menschen in die Zuflucht. Der Zug kommt mit qualmender Lokomotive im Uelzener Bahnhof an und alle Fahrgäste werden auf den Bahnsteig geschickt. Dabei zwei weinende Kleinkinder auf Mütterarmen, die Fieber haben und husten. In der Zuflucht beruhigen sie sich schnell, wollen aber nicht angesehen werden und halten sich ein kleines Stofftier ins Gesicht. Dabei sind auch. 2 junge Mütter, 2 mittlere Kinder, 12 Männer und zwei Farsiübersetzer. Alle Essen und trinken heißen Tee und werden zum Ersatzzug begleitet. | ||||
Mit dem nächsten Zug aus Hamburg kommt ein junger Sudanese, der so müde ist, dass er sich lieber sofort hinlegt, bevor er auch nur ein Fitzelchen gegessen oder getrunken hat. Er wird, weil alleinreisend, in unserem winzigen Lagerraum geparkt und sägt dort tief schlafend alles zusammen. Puh, gut, dass er hier alleine schläft. Denn schon geht es weiter. Mit der ersten Gruppe wurde der
vorbereitete Topf Essen schon fast leer. Egal – ruckezucke neues Wasser
aufgesetzt. Und neben Tee kochen und ausschenken koche ich mal eben
noch einen großen Topf Reis. Als hätte ich es geahnt. Da purzelt auch
schon die nächste afghanische Familie aus dem Zug. Gut, dass Naafee Mu
(unser irakischer Helfer) hier ist. Er übersetzt und schnell ist
geklärt, die Familie will weiter Richtung Braunschweig. Eine halbe
Stunde Recherche und mehrere Telefonate weiter ist klar, dass das von
der Reiseauskunft angegebene Ruftaxi keine Kinderwagen und schon gar
nicht gemeinsam mit 4 Erwachsenen und zwei Kleinkindern, mitnimmt. |
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Wir finden aus den
verschiedenen Zügen, die hier ihre nächtliche Endstation haben, bis sie
weiterfahren können, noch 6 weitere Flüchtende. Es wird gegessen,
gelacht, gescherzt und dann ziehen sich drei jüngeren Männer zum
Schlafen zurück. Drei verschwinden unauffällig, was wir erst am Morgen
bemerken, als wir alle rechtzeitig wecken wollen und drei schon weg
sind. Da bleiben doch glatt ‘ne Tüte Reisegepäck und ein Handy über.
Eine Helferin spurtet in Rekordgeschwindigkeit zum Bahnsteig, um beides
an den richtigen Mann zu bringen. Erfolglos. Erst zwei Minuten vor
Zugabfahrt kommt der Besitzer kleinlaut sich vielmals entschuldigen
angesprintet und sammelt seine Habseligkeiten ein. Gerettet. |
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Ausnahmsweise sind wir
noch da und länger geblieben, für die Familie mit den kleinen Kindern,
die erst kurz nach 7 Uhr weiter kann. Zwischendurch ruft mitten in der Nacht einer unserer Helfer an und entschuldigt vielmals sein Verschlafen. Es dauert bis ich verstehe dass er mitten in der Nacht erwacht ist und mit Schrecken meinte, seinen Nachtdienst verpasst zu haben. Na Glück gehabt. Er, ihn nicht verpasst zu haben und wir, nicht ohne ihn da gestanden zu haben. Hoffentlich kann er wieder schlafen. |
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Die ersten Betten sind abgezogen, die Bezüge und Laken durch
die Waschmaschine geschwommen und hüpfen nun munter durch den Trockner.
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Wir suchen tatkräftige HelferInnen, die den einen oder anderen
Nachtdienst übernehmen, um dieses vollständig ehrenamtlich und
spendenfinanzierte Angebot am Hundertwasserbahnhof Uelzen aufrecht zu
erhalten. Anmerkung: |
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Das genannte Bild [Red.]: | ||||
Kinderbettchen in der Bahnhofshalle in Mbeya/Tansania | ||||
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Meine eigenen Impressionen, aus Hamburg, in Teil 16 b demnächst – versprochen ! | ||||
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Bis demnächst ! | ||||
Der Soldan-Bericht 16 a als PDF zum Download: ——> | Klick hier! | |||
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Letzte Änderung: 31/12/17 |
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