![]() Zur Startseite |
|
"Containertagebuch 32 a"
Berichte |
||
|
||||
Bieberhaus, 13.5.2016 |
Abschiedsstimmung. |
|||
Verschiedene Mitarbeiter/inn/en bemühen sich um Anschlussjobs, für „meine“ Dolmetscherinnen formuliere ich ein kurzes Zeugnis, damit sie sich leichter in den verschiedenen medizinischen Einrichtungen bewerben können, die händeringend Übersetzer/innen suchen, zum Beispiel eine Suchtambulanz, die jetzt von zahlreichen opiatabhängigen Afghanen aufgesucht wird. Zitat: |
||||
Als Hausarzt im Ruhestand habe ich seit Oktober 2015 in
der Medizinischen Sprechstunde für Geflüchtete am Hamburger
Hauptbahnhof Patient_innen betreut, zuletzt in der vom Paritätischen
Wohlfahrtsverband betriebenen Tagesaufenthaltsstätte Bieberhaus für
Transitflüchtlinge. Leider schließt diese Einrichtung zum 15.5.2016. |
||||
|
||||
Zwischendrin trudeln noch Patienten ein, die meisten erkältet. Ansonsten sortieren wir, was an Medikamenten hier bleibt, und was mit dem nächsten Transport nach Idomeni gehen kann. Joost schickt dramatische Berichte (siehe CTB 32b), während ein anderer Kollege, der eine Woche lang hingeflogen war und helfen wollte, Schwierigkeiten hatte, seine gespendeten Medikamente loszuwerden: | ||||
Wir fuhren am ersten Tag mit 2 großen Rucksäcken voller
Medikamente vom Flughafen Thessaloniki nach Idomeni und waren etwas
enttäuscht, dass weder die Ärzte ohne Grenzen noch die free doctors
noch eine syrisch-usa Hilfsorganisation unsere Medikamente haben
wollten, aber ich habe mich überzeugt, dass diese Organisationen
wirklich genug Medikamente hatten. Auch die Helfer meinten, die
ärztliche Versorgung sei OK. Dann sind wir wieder nach Idomeni gefahren und haben mit
vielen Helfern aus ganz Europa gesprochen, was wir tun könnten für die
kurze Zeit, die ich nur hatte. Man riet uns, Essen zu kaufen für die
Kinder und es zu verteilen, und das haben wir die nächsten Tage
gemacht: hin zum Supermarkt, wieder zurück und wieder hin usw., jeden
Tag, ich habe mit vielen Flüchtlingen und besonders Helfern gesprochen.
Es hat mir sehr viel gegeben. |
||||
|
||||
Ähnlich berichtete auch der Mannheimer Rechtsanwalt (TB 29b), wonach die Situation zwar angespannt, aber nicht so desolat sei, wie Joost sie erlebt. Ich denke, dass sich dieser Widerspruch dadurch erklärt, dass Joost und andere in die entlegeneren Camps fährt, in die jemand ohne eigenes Fahrzeug gar nicht hin kommt. Und inzwischen auch weiß, wo diese Camps sind. Um 12:24 bekomme ich einen Anruf, ob ich Anti-Epileptika besorgen könne, Joost würde zahlreiche Patienten mit unbehandelter Epilepsie vorfinden. Jetzt ist Freitagmittag, für so eine Anfrage ein ganz blöder Termin (deshalb hab ich auch auf die Uhr geschaut), denn die meisten Neurologen, die derartiges vorrätig hätten, lassen freitags um 12:00 ihren Reflexhammer fallen, und danach geht nix mehr. Über irgendeinen Berliner Kontakt ließ sich das Problem dann doch noch lösen. Hier im Bieberhaus sind einige Helferinnen, die bald nach Griechenland fahren und am liebsten unsere gesamten Vorräte mitnehmen möchten. Andererseits werde ich von der Leitung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes gebremst, der einen Großteil der hier gelagerten Medikamente bezahlt hat. Der Geschäftsführer schreibt mir: |
||||
Es wird sehr schwer, das alles wiederzubeschaffen, wenn es gebraucht wird. Und schaut Euch bitte den wackeligen Kurs mit Herrn Erdogan an. Wenn dieser faule Handel platzt, haben wir ruckzuck dieselbe Situation wie im vergangenen Sommer. |
||||
Hoffentlich hat er Recht. | ||||
|
||||
14. Mai 2016, St. Pauli „Pudel-Club“ Die Demo zum europaweiten Aktionstag |
||||
Ich werde jetzt eine Woche in Urlaub fahren, dann kriegt Ihr noch ein paar Bilder aus dem Bieberhaus, von der Demo und vom Abschiedsgrillfest im Anschluss an die Demo. Mal schaun, wie’s im Juni weitergeht. |
||||
Irgendwie bestimmt. |
||||
… | ||||
Bis demnächst! | ||||
|
||||
Der Soldan-Bericht 32 a als PDF zum Download: ——> | Klick hier! | |||
|
||||
Letzte Änderung: 31/12/17 |
|