Zur Startseite


"Containertagebuch 43 a"

Berichte
des Norderstedter Hausarztes
Ernst Soldan über seine Arbeit
mit Geflüchteten und Obdachlosen

   
   
   
   

Da ich ohne meine Arbeit mit Geflüchteten nie an eine Einladung als Papstpilgergruppenbegleiter gekommen wäre, sprich ich diesen Menschen diese einmalige Reise verdanke, kommt mein Romreisebericht auch hier rein. Wie das anfing, könnt Ihr hier im Tagebuch Nr. 40 im letzten Absatz nachlesen.

   
       
10.11.2016  

Das ist der Turm des „Michel“, d. h. der Michaelis-kirche, des Wahrzeichens von Hamburg. Neben dem „großen“ gibt’s auch einen Kleinen Michel, in seiner unmittelbaren Nachbarschaft, der eigentlich St. Ansgar heißt. Diese Kirche war – damals noch evangelisch – Anfang des 17. Jahrhunderts die erste Kirche in der neugegründeten Hamburger Neustadt; zu klein geworden, bekam sie bald den oben erwähnten großen Bruder.

   
   

1811 führte Napoleon in Hamburg die Religionsfreiheit ein – die gab es dort vorher nicht – und ließ den Kleinen Michel zur katholischen Kirche umwidmen, zunächst mal für die zahlreichen Franzosen unter den Besatzern. Dabei blieb es, auch nach deren Abzug 1813. Während des 2. Weltkriegs wurde der Kleine Michel völlig zerstört und vor allem mit Hilfe französischer Spender bis 1955 wieder aufgebaut.

   
       
   

Da sind wir jetzt und werden vom Erzbischof verabschiedet.
Er erzählt, dass Franziskus, damals noch Kardinal Bergoglio, Hamburg und Schleswig-Holstein besucht habe. Damals sei ihm besonders die Geschichte der Lübecker Märtyrer nahe gegangen, und er würde jedes Mal, wenn er mit einem Hamburger ins Gespräch käme, nach diesen fragen.

   
       
    Gedenktafel an der Mauer zwischen dem Park
Planten un Blomen und dem Gefängnis Holstenglacis
   
         
   

Gestärkt mit Suppe, Pasta und dem Segen des Erzbischofs macht sich die gut hundert Personen starke Gruppe per S-Bahn auf zum Flughafen. Manche sind noch nie geflogen, viele sehr aufgeregt. Unser Medizinteam, bestehend aus einer weiteren Ärztin, einer in Sachen Obdachlosenarbeit sehr erfahrenen Krankenschwester und einem ehemaligen Bundeswehrsanitäter hat sich im Vorfeld überlegt, wie wir mit den Herzkranken umgehen, deren Blutdruck unter Umständen in ungesunde Höhen ansteigen könnte. Letztlich entschließen wir uns, nur auf ausdrücklichen Wunsch Blutdruck zu messen – allein die Messung könnte ihn noch steigen lassen. Und während des gesamten Flugs wird weder ein solcher Wunsch geäußert, noch kommt es in unserer Gruppe zu Herz- oder Blutdruckkomplikationen.

Viele Mitfahrer hatten in der Vergangenheit erhebliche Alkoholprobleme. Noch beim letzten Vorbereitungstreffen am 3.11. musste ich einen Betroffenen versorgen, der sturzbetrunken und schniefend über eine geschwollene und möglicherweise gebrochene Hand klagte. Ich veranlasste, dass der Mann in ein Krankenhaus gefahren wurde (die Notaufnahmen sind bei Notfällen verpflichtet, auch nicht Krankenversicherte aufzunehmen) und schärfte ihm ein, wenn ihm nahegelegt würde, im Krankenhaus zu bleiben, das dann bitte bitte auch zu tun.
Heute ist er wieder da und nicht wieder zu erkennen. Klar im Kopf, nüchtern, Hand gebessert (sie war nicht gebrochen) und die Erkältung fast weg. Vier Tage ist er im Krankenhaus geblieben. Er wollte unbedingt nach Rom, und das hat er geschafft.

Abgesehen von einer gut halbstündigen Verspätung, infolge Enteisung und Notarzteinsatz im ankommenden Flieger (d. h. ohne unsere Mitwirkung), verläuft der Flug mit Zwischenlandung in München ohne Probleme. Von Rom sehen wir erstmal nichts, da Flughafen wie Gästehaus, das eigentlich ein Gästedorf ist, weit außerhalb der Stadt liegen. Eine Stunde kurvt uns der Bus durch die bucklige Landschaft, die Zimmerverteilung nimmt auch einige Zeit in Anspruch – mit uns sind noch große Gruppen aus München, Österreich und Portugal angekommen – und erst nach Mitternacht komme ich ins Bett, aus dem ich früh wieder raus muss, um sieben gibt’s Frühstück, und um acht geht der Bus.
   
         
   
   

Erschöpft, aber glücklich (wie die ganze Gruppe):
Das Medizinteam drei Tage später

   
   

Fortsetzung folgt!

   
       
   

Bis demnächst!

   
   

 

   
    Der Soldan-Bericht 43 a als PDF zum Download: ——>   Klick hier!
   

Zum Inhaltsverzeichnis (Liste) ——>

Zur Eingangsseite ——>

 

klick hier!

klick hier!

   
   
Letzte Änderung:
31/12/17
  Impressum – Haftungsausschluss