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"Containertagebuch 47"
Berichte
des Norderstedter Hausarztes
Ernst Soldan über seine Arbeit
mit Geflüchteten und Obdachlosen
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Horst 7.4.2017 |
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Die junge Dolmetscherin aus afghanischer Familie spricht
fließend Deutsch, aber bei einem Wort muss sie passen, als sie die
Patientin in den Beratungscontainer bringt: „Die Frau hat eine
Krankheit, von der ich das deutsche Wort nicht weiß. Bei uns heißt sie Bwasirr.“
Nun, dank eines jungen Syrers – mehr dazu am Schluss
des Tagebuchs Nr. 42 – weiß ich, was das für eine
Krankheit ist, die Frau muss die Hose nicht herunterziehen. Der
Amtsarzt hat es zunächst zwar richtig gemacht und ihr eine Salbe
gegeben, so wie ich das auch gemacht hätte, aber die Dinger hören nicht
auf zu bluten und wurden vor Jahren schon mal operiert. Also schreibe
ich ihr eine Empfehlung, dass man sie zum Proktologen schicken möchte.
Mehr kann ich nicht machen, sprechen kann man mit dem Kollegen nicht,
so wie wir Unterstützer vom Flüchtlingsrat etc. immer noch nicht ins
Lager dürfen, im Gegensatz zu den Hetzern von der AfD-Landtagsfraktion
MeckPomm, die man dort hineinhofiert hat und die es erwartungsgemäß
toll fanden – für ihren Geschmack wahrscheinlich zu „schön“, aber das
haben sie sich in der Öffentlichkeit nicht abzusondern getraut.
Ich frag mich, was soll diese Geheimnistuerei? Wenn die Herrschaften
nicht wollen, dass man ihr Lager in die Nähe eines KZ rückt, dann
sollen sie gefälligst offen mit uns reden und uns uneingeschränkt
Zugang gewähren. |
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Und wenn man die einzelnen z.B. medizinischen Probleme von
Kollege zu Kollege besprechen kann, dann nützt man sowohl den
betroffenen Flüchtlingen als auch dem Image des Lagers.
Aber vielleicht wollen das die Lagerleitung und die zuständigen
Regierungsbürokraten nicht.
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Hanseatic Help 15.4. |
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Bisher war ich ja nur bei den Männern, bzw. deren Kleidung.
Heut werde ich, weil kurz nach 12 noch Personalmangel, an die
Spendenannahme gebeten. Denn der Annahmetresen kann schnell so
überlaufen, dass man das Holz des Tisches nicht mehr sieht. Zumal oft
die Spender ihre Tasche wieder haben wollen.
Es muss also mit dem Freiräumen des Tisches eine erste Grobsortierung
einhergehen. Männersachen werden weniger gespendet als Frauen- und
Kinderkleidung, weil da weniger Wechsel stattfindet. Also werden
letztere genauer aufgeteilt als die Männerkleidung. |
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Links
auf dem Boden: Die Babykiste;
das ist heut schon die vierte, die grad voll wird |
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Dann die entscheidenden Fragen:
Ist das großes Kind oder kleine Frau?
Ist das T-Shirt oder Unterwäsche?
Ist das ein langer Rock oder ein kurzes Kleid, Unterrock oder Nachthemd?
Hätte als Zweitfach vielleicht Modedesign studieren sollen – als ich in
Heidelberg studierte, kannte ich so etwas nicht. Vielleicht existierte
damals auch noch kein solches Fach. Aber man lernt nie aus.
By the way:
Personelle Verstärkung, auch kurzfristig bzw.
stundenweise, kann Hanseatic Help immer gebrauchen.
Wenn es Euch, bei Hamburger Schmuddelwetter, draußen am Hafenrand zu
ungemütlich wird – hier habt Ihr’s warm und trocken.
Und wenn ich textil unterbelichteter alter Sack das kann, schafft Ihr
das auch.
Öffnungszeiten:
Wochentags von 10 bis 20 Uhr
Samstag & Sonntag/Feiertag von 12 bis 18 Uhr
Mittwoch ist Ruhetag.
Adresse: Große Elbstraße 264.
Der Zugang ist barrierefrei!
HVV: Bus 111/112 Elbberg oder Altona-Kreuzfahrtterminal, Fähre Nr. 62
Dockland/Fischereihafen.
Telefon: (0 40) 210 919 070
info@hanseatic-help.org
https://www.hanseatic-help.org
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… |
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Bis demnächst!
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Der
Soldan-Bericht 47 als PDF zum Download: ——> |
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Letzte Änderung:
31/12/17 |
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